Angedacht zum Wochenende - Aufeinander achtgeben (Pfrn. Christine Liedtke)

Angedacht zum Wochenende - Aufeinander achtgeben (Pfrn. Christine Liedtke)

Angedacht zum Wochenende - Aufeinander achtgeben (Pfrn. Christine Liedtke)

# Neuigkeiten 2024

Angedacht zum Wochenende - Aufeinander achtgeben (Pfrn. Christine Liedtke)

Angedacht

Aufeinander achtgeben

Plötzlich geht gar nichts mehr. Wir stecken fest: Auf glitschigem Lehmweg ist der Kleinbus weggerutscht, das rechte Vorderrad in den Seitengraben geraten, die Schürze aufgesetzt; wir steigen aus, begutachten die Lage. 

Unterwegs zu einer kleinen Gemeinde im Kirchenkreis Ngerengere in Tansania stecken wir nun mitten im Busch fest. Kein Mensch zu sehen. Wir packen alle an: ältere Männer, Frauen, die wenigen Jungen. Aber die Kraft reicht nicht. Doch dann: Ein Massai geht vorbei. Befremdlich: Er würdigt uns kaum eines Blickes, grüßt nicht. Er will wohl nicht helfen.

 Falsch gedacht! Wenige Minuten später kommt er zurück, begleitet von kräftigen Landsleuten. Ganz selbstverständlich legen sie sich ins Zeug und schaffen es, den Bulli aus seiner misslichen Lage zu befreien! Ein herzliches Dankeschön, und wir setzen unseren Weg fort. Nein, der Busch ist nicht ohne Menschen. In einer Notlage sind, wie aus dem Nichts, plötzlich hilfreiche Hände da. Man hilft einander, weil man weiß, dass man das nächste Mal selbst Hilfe brauchen könnte. Man ist einander nicht egal. 

So erlebe ich es auch bei uns im Wittgensteiner Land. Ein Reh ist uns vor das Auto gelaufen, liegt verletzt im Graben. Wir stehen am Straßenrand und warten auf den Jagdpächter. Es ist dunkel, einzelne Autos kommen vorbei. Nahezu jedes Auto hält an, und wir werden gefragt, ob wir Hilfe brauchten. Was für eine gute Erfahrung! 

Es ist gut, wenn wir Menschen aufeinander achtgeben. Es ist gut, wenn wir begreifen, dass wir einander brauchen. Es ist gut, nicht allein zu sein bei allen Herausforderungen des Lebens. Vielleicht müssen wir noch achtsamer werden füreinander. Uns wie im Fall des Massai nicht aufhalten mit Small-Talk, sondern weitere tatkräftige Hände herbeirufen und einfach anpacken. 

Nach biblischem Verständnis sind wir alle eine einzige große Sippe, können wir unseren Stammbaum zurückführen auf ein allererstes Elternpaar, auf Adam, was „Erde“ bedeutet, und auf Eva, was „Leben“ bedeutet, so die mythische Erzählung am Anfang der Bibel. Das heißt, im weitesten Sinne sind wir alle Brüder und Schwestern. Mal empfinden wir das ganz stark. Mal gerät es uns aus dem Bewusstsein. Aber so soll es sein: Wie Geschwister sind wir Menschen dieser einen Erde füreinander verantwortlich, leben wir miteinander, sorgen füreinander, verlieren einander nicht aus dem Blick. 

Als Geschwister ermahnen wir einander, sind Vorbild füreinander, weinen wir auch miteinander, lachen fröhlich miteinander. Lasst uns das einüben in Nachbarschaft, im Verein, in christlicher Gemeinde!

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